Stadtwerke Ditzingen (SWD) stellen sich der Energiekrise

Schwerpunkte des Vortrags des Geschäftsführers der SWD, F. Feil, am 29.09.2022

 Preise für Strom und Gas

Die SWD liegen mit ihren Tarifen für Strom und Gas „gut im Rennen“. Günstige Verträge für Neukunden sind bei den Energieversorgern nur schwer zu bekommen. Bestandskunden kommen i.d.R. günstiger weg – auch bei den SWD.
Geschäftsführer (GF) Feil führte aus, dass die SWD beim Strom- und Gaseinkauf nicht auf sinkende oder steigende Preise spekulieren, was bereits große Gaslieferanten in finanzielle Nöte brachte. Die SWD kaufen für Vertragskunden vom 01.10. bis zum 30.09. täglich 1/220 der geplanten Energiemenge für das Folgejahr ein. Damit ist deren Energiebedarf für das Folgejahr am 30.09. des Vorjahres gesichert. Diese Einkaufsstrategie ermöglicht es, zwischenzeitliche Hochs der Energiepreise „abzudämpfen“.
Auffällig günstig sind aktuell z.B. die ENBW Grundversorgertarife. Bevor man jedoch dem verlockenden Wechsel zu einem günstigen Versorger erliegt, sollte man beachten, dass man z.B. in der Grundversorgung ggf. zunächst die teureren Ersatzversorgungstarife akzeptieren muss, bevor man in die (noch) günstige Grundversorgung wechseln kann. Zudem weiß niemand, wie sich die Preise bei heute günstigen Versorgern entwickeln werden – ob in der Grund-/Ersatz oder Vertragsversorgung.

 

Risiken für die SWD

Ein substanzielles finanzielles Risiko für die SWD sind aktuell ungeplante, zusätzlich benötigte Energiemengen aufgrund eines größeren Energie-Bedarfs wg. einer überdurchschnittlich kalten Heizperiode oder aufgrund von zusätzlichen Neukunden in der Gas-Ersatz-/Grundversorgung durch die SWD. Die zusätzlichen Mengen müssen zum voraussichtlich hohen Spottmarktpreis nachgekauft werden, was aufgrund der hohen Preise in Summe zu hohen Beträgen führt.
Hinzu kommen ggf. steigende Forderungsausfälle. Bisher war das Risiko der Forderungs-ausfälle für die SWD relativ gering. Sollten aber bei den aktuell hohen Preisen Kunden mit größerem Energiebedarf ihre Zahlungen nicht mehr leisten, können sich entsprechende Ausfälle zu hohen Beträgen summieren.
GF Feil: „Die Absicherung der Liquidität der SWD ist somit von höchster Bedeutung.“

 

Gasmangellage

Bleibt es bei den aktuellen Zu- und Abflüssen in das deutsche Gasnetz, ist nach Einschätzung der Fachleute trotz gefüllter Speicher eine Gasmangellage wahrscheinlich – falls nicht 20% des Gasverbrauchs in Deutschland gegenüber 2021 eingespart werden. Die Verbräuche der letzten Wochen zeigen, dass der Gasverbrauch praktisch von den Außentemperaturen abhängt. Lag er zwischenzeitlich über dem Durchschnittsverbrauch der letzten 4 Jahre wird bei den wieder höheren Temperaturen weniger Gas verbraucht. Die benötigte 20%-Einsparung ist keine leichte Übung. Seit Jahresbeginn wurden ca. 11% weniger Gas verbraucht als im gleichen Zeitraum 2021. Es muss somit auf einen milden Winter und auf Einsparungen der Verbraucher gehofft werden. Die SDW werden nennenswerte Einsparungen ihrer Kunden im Jahr 2022 gegenüber 2021 belohnen durch Einkaufsgutscheine bei der Aktiven Wirtschaft Ditzingen (AWD).

Seit langem bereiten sich die SWD mit großem Aufwand auf einen Eintritt der Gasmangellage vor – in Abstimmung mit den betroffenen Betrieben, der Stadt und den Organisationen für den Katastrophenschutz. Es gilt, einen Druck im Gasnetz von 26 mbar zu halten, da es sonst zu Abschaltungen der Gasheizungen kommt. Schalten Gasheizungen ab, muss aus Sicherheitsgründen jede einzelne Heizung durch hierfür qualifizierte Fachleute wieder in Betrieb genommen werden. Es ist zu hoffen, dass dieser Kelch an uns vorübergeht.

 

Nahwärmenetze

Die Planungen für die Realisierung von Nahwärmenetzen in Ditzingen laufen auf Hoch-touren. Bis zum Ukrainekrieg war die Nachfrage eher auf einen Gasanschluss fokussiert. Nun ist die Nachfrage groß nach der Anschlussmöglichkeit an ein Nahwärmenetz. Die SWD planen in Ditzingen die Heizzentrale des Schulzentrums Glemsaue zu übernehmen, auszubauen und von dort aus sukzessive Bestandsquartiere anzuschließen. Durch den weiteren Ausbau soll auch das neue Baugebiet „Ob dem Korntaler Weg“ angeschlossen werden. Das Quartier Ditzingen West (Bauern-, Breslauerstr.) soll zuerst angeschlossen werden. Wichtig hierfür ist, dass Eigentümergemeinschaften größerer Wohngebäude den Anschluss verbindlich zusagen, um die erforderliche Mindestmenge an Wärmebedarf für die Realisierung des Netzes zu erreichen. GF Feil war guter Dinge, dass in Verhandlungen mit Eigentümergemeinschaften die „kritische Masse“ der notwendigen Zusagen in Kürze erreicht werden kann. 2023 soll dann mit den Baumaßnahmen begonnen werden.
Auch für die geplanten Neubaugebiete in Heimerdingen und Hirschlanden werden die Möglichkeiten für Nahwärmenetze untersucht. Bei den geplanten Nahwärmenetzen gilt es, bei der Energieerzeugung möglichst viel regenative Energie einbringen zu können, insbesondere mittels Photovoltaik und Wärmepumpentechnik.